Jungvögel bitte nicht mitnehmen, nicht mehr im Nest – aber nicht verlassen!

Vermeintlich hilflose Jungvögel bitte nicht einfach mitnehmen! Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt. Denn meist hat man es nicht mit verlassenen Tieren zu tun, sondern mit gesunden Vogelkindern, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln weiterversorgt werden.

Ein junger Feldsperling wird außerhalb des Nestes weiterversorgt – eine ganz normale Situation! Foto: NABU Safiye Eider
Ein junger Feldsperling wird außerhalb des Nestes weiterversorgt – eine ganz normale Situation! Foto: NABU Safiye Eider

Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern. Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu ‚erziehen‘ - und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern. Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits bevor sie fliegen können. Im Siedlungsbereich findet man häufig fast ausgewachsene Jungamseln, die auf Wiesen oder im Gebüsch hocken. Sie geben dort sogenannte „Standortlaute“ von sich, damit die Elternvögel wissen, wo ein hungriger Schnabel auf Fütterung wartet. „Dieses andauernde Piepsen interpretieren wir Menschen oft fälschlicherweise als Hilferuf an uns. Mit etwas Geduld und aus der Entfernung kann man meist beobachten, wie die Jungvögel von den Vogeleltern noch gefüttert werden. In akuten Gefahrensituationen kann man Jungvögel unserer Singvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen oder eine Hecke daneben, Menschengeruch stört Vögel, im Gegenteil zu Säugetieren, nicht. Vorsicht aber bei wehrhaften Jungvögeln von z.B. Greifvögeln! Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt. Die Vögel, die wir meistens sehen,  sorgen jedoch für viel Nachwuchs, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten. Problematisch wird es nur, wenn von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen. Deshalb ist es wichtig auch die Lebensräume zu erhalten. Zum Beispiel indem wir Gärten naturnah gestalten und heimische Sträucher pflanzen oder durch unser Einkaufsverhalten ökologische Landwirtschaft unterstützen.

 

Falls der Findling jedoch ganz offenbar nicht mehr angenommen wird oder es sich noch um einen komplett hilflosen Nestling handelt, können Sie sich an das NABU-Vogelschutzzentrum (Pflegestation für einheimische Wildvögel), Ziegelhütte 21 in 72116 Mössingen wenden (Telefon 07473/1022; an Wochenenden und Feiertagen unter Tel. 0179/2914841). Sie können dort Vogelwaisen, verletzte oder krank aufgefundene Vögel nach vorheriger Anmeldung zu den Öffnungszeiten einliefern.
Weitere Informationen unter www.nabu-vogelschutzzentrum.de. Die NABU-Ortsgruppe hat leider nicht die Möglichkeit Vogelwaisen aufzuziehen! Tierärzte helfen mitunter auch.

 

Setzen Sie den Vogel zum Transport bitte nur in einen mit einem Tuch ausgelegten Pappkarton, den Sie mit ein paar Luftlöchern versehen haben und lassen Sie dem Vogel völlige Ruhe, evtl. vorsichtig etwas Wasser anbieten.

 

Junge Amsel, fast ausgewachsen, bettelt um Futter, braucht aber nicht unsere Hilfe! Foto: NABU Klaus Illing
Junge Amsel, fast ausgewachsen, bettelt um Futter, braucht aber nicht unsere Hilfe! Foto: NABU Klaus Illing

Noch ein aktueller Hinweis: Sehr viele Blaumeisen sind durch eine Bakterienerkrankung gestorben. Nun findet man auch komplette Nester mit toten Kohlmeisen, die kurz vor dem Ausfliegen waren. Welche Gründe das hat, ist noch unklar. Falls Sie Wasserstellen für Vögel haben, reinigen Sie diese bitte täglich, falls Sie noch Vögel füttern, auch die Futterhäuser sauber halten bzw. wenn tote Vögel in der Umgebung auffallen, Futterhäuser sofort entfernen, da diese eine Ansteckungsgefahr sind. Beobachtungen zu toten Kohlmeisen bitte direkt Herrn Pfeifle NABU-BW melden per E-Mail an robert.pfeifle@NABU-BW.de oder auch Tel. 0711-9667252 .